Eine richtige, mehrtägige Motorradtour mit meiner Frau - der besten Motorradfahrerin von allen - hatte ich mir schon so lange gewünscht. Aber aus gesundheitlichen Gründen kann sie keine Tagestouren über merere 100 Kilometer mehr fahren, und mehrere hintereinander erst recht nicht. Es hat sehr lange gedauert, bis ich auf die eigentlich naheliegende Lösung gekommen bin:
Fahren wir doch einfach kürzere Tagesetappen!
So kann man nicht nur Schmerzen vermeiden, sondern auch am jeweiligen Etappenziel noch etwas unternehmen: eine kleine Wanderung beispielsweise, eine Stadtbesichtigung, oder einfach im Hotelzimmer abhängen. Dieses für uns vollkommen neue Konzept haben wir nun erstmals ausprobiert. Und ich nehme mal das Ergbebnis mal vorweg: Es war toll - auch für mich.
Als Etappenorte hatten wir uns ein paar touristische Highlights unseres schönes Bayernlands ausgesucht. Dass sie zufällig alle an einem Fluss lagen, war nicht geplant, war aber ein schönes Detail der Reise und brachte ein paar reizvolle Fotospots mit sich.
Na, alle erkannt? Es waren Bamberg, Regensburg und Landsberg am Lech. Zwischen Regensburg und Landsberg waren wir noch in Garmisch-Partenkirchen, hier fehlt mir leider ein entsprechendes Foto (es gibt aber Flüsse, und sogar eine besonders spektakuläre Schlucht, die Partnachklamm!).
Die Etappen waren zwischen 180 und 250 Kilometer lang, nur der Einstieg von Würzburg nach Bamberg war mit 80 Kilometern noch einmal deutlich kürzer. Aber das reichte: Wir saßen trotzdem jeden Tag auf der Maschine, ohne dass es jemals zu anstrengend wurde.
Landschaftlich hatte die Tour einige Überraschungen für mich zu bieten. Wenn man auf die Karte schaut und sich die Autobahn A9 einfach mal als Mittellinie von Bayern denkt, dann bin ich in der östlichen "Hälfte" des Freistaats noch gar nicht so oft unterwegs gewesen. Und so war ich sehr überrascht, dass es auf dem Weg von Bamberg nach Regensburg nicht nur in der Fränkischen Schweiz wunderschön ist, sondern auch auf dem weiteren Weg über Velden, Kastl, Schmidmühlen und Kallmünz. Viel Wald, verwunschene Flusstäler und kaum Verkehr - Motorradwandern vom Feinsten!
Überraschend langweilig war es hingegen auf dem langen Stich von Regensburg nach Garmisch. OK, hier hätten wir dem Tomtom vielleicht mit ein paar Zwischenzielen helfen müssen. Er kann eben keine spannenden Straßen herzaubern, wo es keine gibt. Nördlich und östlich von Münschen ist die Landschaft platt, dicht besiedelt und in Flughafennähe noch voller Gewerbegebiete und ähnlicher Belästigungen. Erst kurz vor Garmisch wurde es schöner, als die ersten Alpengipfel grüßten.
Vom südlichsten Punkt unserer Reise aus erlaubten wir uns einen kleinen Abstecher nach Österreich, um mit dem Namloser Tal zumindest ein bisschen Hochgebirgs-Fahrspaß abzubekommen. Landsberg entpuppte sich als unser schönster Etappenort, obwohl die Stand am Lech sicher nicht so bekannt ist wie Bamberg oder Regensburg. Aber das mittelalterliche Stadtbild hat sich hier ebenfalls erhalten, und die Geografie mit dem spektakulären Steilufer macht noch beeindruckendere Aussichten möglich. Fahrt da mal hin!
Insgesamt waren wir fünf Tage und etwa 940 Kilometer unterwegs. Mal sehen, ob wir das Konzept nächstes Jahr wiederholen. Vielleicht in Baden-Württemberg? Und eventuell sogar zu dritt?